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Goethe-Denkmal in Berlin

Ein Goethe-Denkmal ?

Goethe und die Preußische Akademie der Wissenschaften im Jahre 1860

 

(Wolfgang Knobloch)

Im Herbst 1860 trat J. W. v. Goethe im Zusammenhang mit der geplanten Errichtung eines für ihn bestimmten Denkmals in Berlin für kurze Zeit wieder in das Bewußtsein der Akademie.
Das Berliner Goethe-Komitee zur Errichtung eines Goethe-Denkmals in Berlin hatte am 25. Oktober 1860 ein Schreiben an den vorsitzenden Sekretar der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Adolf Trendelenburg, gesandt. Darin wurde dieser gebeten, die dem Schreiben beigelegte Zeichnungsliste für ein Goethe-Denkmal in Berlin unter den ordentlichen Akademiemitgliedern umlaufen zu lassen. (Dokument 1)

Der Aufruf zur finanziellen Unterstützung bei der Errichtung eines Goethe-Denkmals in Berlin war äußerst geschickt abgefaßt. Zunächst verweist der Briefschreiber darauf, daß er die Zeichnungsliste mit Billigung des Generaldirektors der königlichen Museen in Berlin, Ignaz von Olfers, übersende. Letzterer war seit 1836 auch Ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Dann folgt der Hinweis, daß auf der mitgesandten Zeichnungsliste Jacob Grimm, ebenfalls Ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften seit 1841, bereits einen Betrag gezeichnet habe. Schließlich wird noch darauf verwiesen, daß das ordentliche Akademiemitglied August Böckh ebenfalls einen Beitrag eingesandt habe. Trotz der deutlichen Hinweise auf schon vorgenommene Beitragszahlungen durch bekannte Akademiemitglieder war die Resonanz auf das Schreiben unter den Akademiemitgliedern nicht sehr groß. Noch am gleichen Tag legte A. Trendelenburg als vorsitzender Sekretar in der Gesamtsitzung der Preußischen Akademie der Wissenschaften den Aufruf zur Beitragszeichnung für ein Goethe-Denkmal vor. In derselben Sitzung teilte er mit, daß ein ähnlicher Aufruf zu Beitragszeichnungen für die Errichtung eines Denkmals in Quedlinburg zu Ehren des Geographen und ordentlichen Akademiemitglieds Karl Ritter (1779-1859) bereits am 10. Oktober an die Akademie gelangt sei.
A. Trendelenburg zog einen aufschlußreichen Vergleich beider Aufrufe, indem er einschätzte: „Da K. Ritter ein hervorragendes Mitglied der Akademie war, so hat die erste Einladung eine nähere Beziehung und der Unterzeichnete erbietet sich etwanige Beiträge zur Uebersendung nach Quedlinburg in Empfang zu nehmen." (Dokument 2)

Trotzdem wurde der Aufruf zur Beitragszeichnung für ein Goethe-Denkmal in der nächsten Gesamtsitzung der Akademie am 1. November 1860 nochmals zur Beitragszeichnung vorgelegt.
Über das äußerst bescheidene Ergebnis der Beitragszeichnung für ein Goethe-Denkmal durch die Mitglieder der Preußischen Akademie der Wissenschaften berichtete A. Trendelenburg in der Akademiesitzung am 10. Januar 1861. (Dokument 3) Die Beitragssammlung ergab gerade mal 26 Reichstaler. Von den über 30 Akademiemitgliedern, die jeweils in den Gesamtsitzungen der Akademie im November und Dezember 1860 anwesend waren, hatten nur die vier ordentlichen Akademiemitglieder J. F. Encke (Astronom), P. Th. Rieß (Physiker), G. H. Pertz (Historiker) und A. Trendelenburg (Philosoph) sowie das Ehrenmitglied J. K. Schulze einen Beitrag von je fünf Reichstalern gezeichnet.
Selbst wenn man die uns in der Höhe nicht bekannten Zeichnungsbeträge von J. Grimm und A. Böckh noch hinzurechnet, ist das Spendenergebnis als recht mager anzusehen und zeugt von dem zum damaligen Zeitpunkt eher distanzierten Verhältnis der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu ihrem einstigen Mitglied Goethe. Im Vergleich dazu beliefen sich die Spendenbeiträge der Akademiemitglieder für das Karl-Ritter-Denkmal in Quedlinburg immerhin auf 61 Reichstaler.

Es verwundert daher nicht, daß ein Goethe-Denkmal in Berlin erst 20 Jahre später errichtet wurde.
Im östlichen Teil des Tiergartens, zwischen Brandenburger Tor und Lennéstraße, fand am 2. Juni 1880 die feierliche Enthüllung des von dem Bildhauer Fritz Schaper geschaffenen Goethe-Denkmals statt. Das Marmorstandbild Goethes (Höhe der Figur: 2,72 m) zeigt den Dichter mit übergelegtem Mantel, der von seiner rechten, eine Schriftrolle haltenden Hand zusammengenommen wird, während die linke in der Hüfte gestützt ist. Der runde Sockel steht auf einem Unterbau mit drei Figurengruppen, die die lyrische und dramatische Dichtkunst und die Forschung versinnbildlichen: eine Muse mit Leier und Eros, eine sitzende weibliche Gestalt mit Stift und Rolle, neben ihr ein Genius mit Todesfackel und eine weitere weibliche Gestalt in einem Buche lesend, neben sich einen geflügelten Genius mit der Fackel der Wahrheit.

(Quellen und Literatur: Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Bestand PAW (1812-1945), II-V-38, S. 83, 85; II-V-39, S. 3; O. Brahm, Goethe in Berlin, Festschrift zur Enthüllung des Berliner Goethe-Denkmals, Berlin 1880; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Bezirk)

Dokumente

1. Schreiben des Berliner Goethe-Komitees vom 25. Oktober 1860 an die Preußische Akademie der Wissenschaften mit der Bitte, die beiliegende Zeichnungsliste für ein Goethe-Denkmal in Berlin unter den Akademiemitgliedern umlaufen zu lassen:

(Archiv der BBAW: Bestand PAW (1812-1945), II-VI-6, Bl. 17)

Transkription des Schreibens des Berliner Goethe-Komitees vom 25. Oktober 1860 an die Preußische Akademie der Wissenschaften:

Hochzuverehrender Herr!
Unter Billigung des Herrn Gen.=Dir. v. Olfers erlaube ich mir Ihnen die anliegende Liste mit der voranstehenden Zeichnung des Herrn Prof. J. Grimm ganz ergebenst zu übersenden, um sie unter den Herrn Mitglieder der Kgl. Akademie der Wiss. geneigtest in Umlauf setzen zu wollen.
H. Geh. Rth. Boeckh hat bereits einen Beitrag eingesandt.
Mit der vorzüglichsten Hochachtung

Ew. Hochwohl.

Berlin den 25t ganz gehorsamster
8ber 1860 Dr. F. A. Maercker

27.12.60 Trendelbenburg

Quittung über 26 R[eichstaler] in Haenden vom 24.12.60
Trendelenburg

z[u] den Acten
Trendelenburg

27.12.

2. Protokoll der Gesamtsitzung der Preußischen Akademie der Wissenschaften vom 25. Oktober 1860, in der unter Punkt 11 Akademiemitglied A. Trendelenburg als vorsitzender Sekretar den Aufruf des Goethe-Komitees zur Beitragszeichnung für ein Goethe-Denkmal

"Der Verein für Karl Ritters Denkmal in Quedlinburg hat unter dem 10. des Monats eine Einladung zu Beiträgen und das Comité zur Errichtung eines Goethe Denkmals in Berlin unter dem heutigen Datum einen Aufruf zur Unterzeichnung an die Akademie eingesandt. Da K. Ritter ein hervorragendes Mitglied der Akademie war, so hat die erste Einladung eine nähere Beziehung und der Unterzeichnete erbietet sich etwanige Beiträge zur Uebersendung nach Quedlinburg in Empfang zu nehmen."

Karl Ritter (1779-1859), ordentliches Akademiemitglied seit 1822, Professor für Geographie an der Universität Berlin

(Archiv der BBAW: Bestand PAW (1812-1945), II-V-38, S. 83)

3. Protokoll der Gesamtsitzung der Preußischen Akademie der Wissenschaften vom 10. Januar 1861, in der Akademiemitglied A. Trendelenburg kurz "über die ihm gegebenen Beiträge einiger Akademiker zu dem Denkmal von Goethe und die besorgte Ablieferung" beric

(Archiv der BBAW: Bestand PAW (1812-1945), II-V-39, S. 3)

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