Goethes Zuwahl in die Preußische Akademie der Wissenschaften in Dokumenten:
1. Denkschrift Alexander von Humboldts vom 25. Juli 1806
2. Wahlvorschlag Aloys Hirts vom 15. Juli 1806
3. Aufforderung des Direktoriums der Akademie vom 21. Juli 1806
4.1. Votum von J. P. Erman vom 22. Juli 1806
4.2. Votum von J. v. Müller vom 22. Juli 1806
4.3. Aus dem Votum von A. Hirt vom 22. Juli 1806
4.4. Aus dem Votum von G. L. Spalding vom 23 Juli 1806
5. Protokoll der Gesamtsitzung der Akademie vom 24. Juli 1806
6. Protokoll der Gesamtsitzung der Akademie vom 31. Juli 1806
7. Antrag des Akademiedirektoriums an König Friedrich Wilhelm III. vom 1. August 1806
8. Bestätigung der Wahl durch König Friedrich Wilhelm III. vom 5. August 1806
9. Mitgliedsdiplom für Goethe, 3. August 1806
10. Verkündung der Aufnahme in der öffentlichen Sitzung am 7. August 1806
11. Protokoll der Gesamtsitzung der Akademie vom 20. November 1806
12. Auszug aus dem Dankschreiben von Goethe vom 3. November 1806
13. Protokoll der Sitzung der philosophischen Klasse vom 20. April 1812, in der Goethe auf Grund des neuen Statuts vom 24. Januar 1812 zum auswärtigen Mitglied der philosophischen Klasse gewählt wurde
In seiner Denkschrift wies A. v. Humboldt darauf hin, daß die berühmtesten Menschen des Zeitalters, wie Laplace, Pallas, Jussieu, Banks, Cavendish, Werner, Sömmering, Peter Franck, Gauß, Visconti, Zoëga etc., nicht der Akademie angehören. Er schlug 58 Naturforscher und sieben berühmte Männer (Goethe, Visconti, Zoëga, Marini, Schneider, Voß, Jacobi) zur Aufnahme in die Akademie vor. Im Schlußteil seiner Denkschrift heißt es:
"Eine deutsche Akademie sollte hauptsächlich sich durch Beigesellung derer ehren, welche dem deutschen Namen einen unvergänglichen Ruhm verschaffen ... Die Namen Harding, Olbers, Werner, Sömmering, Pallas, Gauß, Voß, Goethe und Schreber sind jedem werth, der sein Vaterland ehrt ..."
(Archiv der BBAW: Bestand PAW (1700-1811), I-III-6, Bl. 85-86)
"J’ai l’honneur d’adresser à Monsieur le Conseiller Hirt la présente circulaire. Comme c’est lui qui a proposé les cinq membres à admettre comme Academiciens étrangers il pourra mieux que personne indiquer ceux qu’il croit les plus dignes d’etre proposés.
"Auch ein einziges Mitglied, welches der Academie unwürdig wäre, ist zu viel; u. 20 Mitglieder, welche so berühmte Namen tragen wie diese 5, würden durch ihre Association das gute iudicium der Academie vor dem ganzen gelehrten Europa ehren. Im übrigen, wenn es durchaus anderst seyn muß, so bin ich wie Herr Hofrath Hirt für die 2 ersten."
"Da ich keinen innern Grund kenne, und ich von Seite der academischen constitution auch kein Gesetz kenne, welches die Zahl der vorzuschlagenden Gelehrten zu auswärtigen Mitgliedern beschränkt; so ist es allerdings unangenehm für den Proponenten, zu sehen, daß nur höchstens zwey von den fünf Vorgeschlagenen (gegen deren qualification das hochlöb[liche] Directorium übrigens nichts einzuwenden zu haben scheint) zum Concurs zugelaßen werden sollen. Wenigstens würde es gut seyn, wenn hierüber ein Gesetz gemacht würde, damit in Zukunft nicht einem anderen eine Ähnliche Unannehmlichkeit wiederfahren könnte. Mich indeßen der Vorschrift Eines
hochlöb[lichen] Directoriums fügend, schlage ich die beyden unter N° 1 und N° 2 nemlich Goethe und Zoega vor..."
"Meinem Wunsche gleichfalls würde es gemäß sein, die 5 genanten Männer zu auswärtigen Mitgliedern ernant zu sehen. Es sind viele der berühmten Namen in Europa ausgestorben, und daher kann auch eine Zahlreichere Rekrutirung nicht Wunder nehmen. Ich habe schon bemerkt, daß Herr von Göthe adelich ist, daß aber Herr Zoëga es wäre, ist mir nichtbekannt...Wenigstens also möchte ich die 3 ersten Nummern gewählt wissen. Aber wie ist es möglich, daß Göthe nicht längst ernant ist? Sollte hier etwa ein Irthum statt finden? Es wäre doch sehr wichtig, eine solche doppelte Ernennung zu vermeiden..."
(Archiv der BBAW: Bestand PAW (1700-1811), I-III-6, Bl. 94)
Das Mitgliedsdiplom erhielt J. W. von Goethe zusammen mit einem Begleitschreiben über die erfolgte Zuwahl von Akademiemitglied A. Hirt zugesandt. In dem Begleitschreiben geht A. Hirt auf den von ihm eingereichten Wahlvorschlag für J. W. von Goethe und dessen Aufnahme in die Akademie wie folgt ein:
"Bei dem Vorschlag hat sich etwas zugetragen, was mich mit einiger Freunde erfüllte und gewissermaßen das lange Säumen entschuldigen möchte. Die anwesenden Mitglieder äußerten sich gleichsam mit Einer Stimme gegen mich: ‘Goethe müßte seit lange Mitglied sein’. Ich erwiderte, daß ich selbst auch lange in diesem Glauben gewesen sei; aber nach näherer Erkundigung (wie auch der Adreß-Kalender zeige) sei Goethe zwar Mitglied von der Akademie der Künste, nicht aber von der der Wissenschaften. Daß die Kugelung allgemein günstig ausfiel, war freilich, was ich im voraus bestimmt erwarten durfte ..."
(aus: Goethe-Jahrbuch, 15. Bd., S. 73)
"Nehmen Sie meinen lebhaften Dank, daß Sie meiner in den akademischen Versammlungen gedenken wollen und sagen Sie mir mit einem Worte, ob es nöthig und schicklich ist, daß ich unmittelbar danke, und an wen ich mein Schreiben zu richten hätte, oder ob Sie sich zum Dollmetscher meiner Empfindungen, besonders in den gegenwärtigen verworrenen Zeiten, wohl machen möchten."
(In: Goethes Briefe. 19. Band. Weimar 1895, S. 227)